American Football in Minden. Geboren im Februar vergangenen Jahres? Nicht ganz richtig, wenngleich das Try-Out in Dankersen durchaus als Geburtsstunde der Wölfe angesehen werden kann. Unter dem Motto „Aufbauen, Etablieren, Vergrößern, zur Marke machen“ sind bereits Ende 2018 sieben Männer, die selbst schon jahrelange Erfahrungen mit dem beliebtesten Sport der USA gemacht haben, angetreten, um den weißen Fleck auf der Football-Landkarte zu beseitigen und den Kreis Minden-Lübbecke für das Spiel mit dem Ei in Beschlag zu nehmen. Am 23. November 2018 machen Danny Wilkening, Alexander Gonschor, Marcel Wiegmann, Eric Wichmann, Sebastian Schmidt, Pascal Hagemeier und Jandrik Schlumbohm im „Wittekindstal“ in Häverstädt Nägel mit Köpfen.
Anfang 2019 geht es dann los. Die Minden Wolves werden ins Leben gerufen. Um sich voll und ganz dem Sport widmen zu können, wird ein Verein gesucht, dem man sich als Sparte anschließen möchte. Und man wird schnell fündig – und sich mit den Verantwortlichen des DJK Dom Minden (www.djk-dom-minden.de) einig. In dem fast 2000 Mitglieder zählenden und über 50 Breitensportangebote abdeckenden Verein in der Weserstadt wird genau der Partner gefunden, den man sich gewünscht hat. Der Entschluss ist schnell gefasst: das Wolfsrudel schließt sich ihm an.
Geplant ist zunächst der Aufbau einer Herrenmannschaft, die 2020 am Ligabetrieb teilnehmen soll. Und die Resonanz im gesamten Minden-Lübbecker Land ist überwältigend. Die Teilnehmerzahlen bei zwei ausgerichteten Try-Outs sprengen jegliche Vorstellungen. American Football elektrisiert die Massen im Mühlenkreis. Im März 2019 starten unsere Wölfe das offizielle Training. Mit über 80 Aktiven aus den Try-Outs – eine selbst für erfahrene Footballer unglaublich hohe Zahl.
Die Football-Neulinge in Praxis und Theorie an den Sport herangeführt, um das erste große Ziel zu verwirklichen: die Teilnahme am Spielbetrieb in der Aufbau-Liga NRW. Hierfür haben wir bereits die nächste Hürde genommen. Seit Ende April 2019 gehören die Minden Wolves offiziell der großen deutschen Football-Familie an, sind Mitglied im American Football Verband Deutschland (AFVD).
Mit diesem Ziel vor Augen trainiert das Team zunächst die Basics. Dann zeigt sich, dass das Rudel in der DJK Dom Minden einen starken und zuverlässigen Verein gefunden hat, der es kurz darauf ermöglicht das nötige Equipment anzuschaffen: Bälle, Blockkissen, Leihausrüstungen für Probetrainings und sogar eine Video-Analyse-Software werden den Wölfen zur Verfügung gestellt.
Natürlich verändert sich das Gesicht des Teams. Spätestens in dem Moment, in dem beim Training in den Kontakt übergegangen wird. Denn American Football ist nun mal eine Kontaktsportart. Da trennt sich schnell die Spreu vom Weizen. Zur Überraschung der Coaches halten sich die personellen Verluste aber in Grenzen. Stattdessen hat es sich in der Szene längst herumgesprochen, was hier entsteht, um welch spannendes Projekt es sich bei den Minden Wolves handelt.
Ob beim Training oder im Umfeld, die Minden Wolves verfügen über ein großes Faustpfand: Fachleute in allen Bereichen. Außerdem eine Menge an wertvollen Kontakten. Die sorgen auch dafür, dass sich neben dem GFL-Coach Thomas Bonk auch Phillip Gamble, einer der besten Running Backs Deutschlands, vom Erstligisten aus Hildesheim den Minden Wolves anschließt.
Auch für eine zukunftsweisende Stütze wird gesorgt: Unter der Leitung von Jan-Christian Schmale und Headcoach Phillip Gamble werden die Minden Wolves Cubs, die Jugendabteilung der Wölfe, aufgebaut.
Die Kontakte schlagen sich aber auch in der Ausbildung der Spieler nieder. Sowohl auf, als auch neben dem Spielfeld gibt es erstklassige Unterstützung. Ob durch eine Vielzahl an in der GFL1 arbeitenden Gastcoaches, oder den Mannschaftsarzt der Wölfe, Dr. Ulrich Grünwald, der auch für den Verband tätig ist und sogar die Nationalteams gesundheitlich betreut. Die Medical-Abteilung vervollständigen die beiden Physiotherapeuten Stephan Kowalsky und Henry Detering. Auch externe Schiedsrichter kommen nach Minden und vermitteln ihr Wissen.
Die Spieler sollen eben viel lernen, möglichst schnell und gern von den Besten. Sie arbeiten hart an sich, verzichten angesichts des umfangreichen Trainingsprogramms auf viel Gewohntes. Um dann im April das Erlernte endlich erstmals auf dem Feld erfolgreich umsetzen. Doch Corona hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Also noch ein weiteres Jahr warten.
Nach dem ersten Lockdown darf unter Einhaltung von Hygienemaßnamen wieder trainiert werden. Trotz der widrigen Umstände beißt sich das Team durch und wird belohnt:
Im September 2020 findet ein Scrimmage mit den Salzgitter Steelers statt, in dem viele der Spieler zum ersten Mal gegen ein anderes Team American Football spielen. Trotz des durchwachsenen Wetters und der anfänglichen Nervosität gelingen den Wolves fünf Touchdowns. Die Euphorie schlägt hohe Wellen, bis der zweite Lockdown das Training unmöglich macht.
In Online-Meetings bleibt das Wolfsrudel seinen Zielen treu und bereitet sich mit der Unterstützung seiner Coaches, den Physiotherapeuten und weiteren Gastcoches auf den Zeitpunkt vor, an dem der Trainingsbetrieb wieder aufgenommen werden darf.
2021 geht es dann endlich los. Und wie! Zum ersten Spiel kamen sage und schreibe 1.500 Zuschauer ins Mindener Weserstadion.
Die Nervosität war groß bei den Wolves, so dass der Sieg beim Debüt verpasst wurde. Am Ende hieß es 3:3 gegen die Herne Black Barons.
Es sollte aber der einzige Punktverlust des Wolfsrudels in der Saison bleiben. Ungeschlagen marschierte das Wolfsrudel durch die Meisterschaftsrunde der Landesliga, in die man hochgestuft worden war, und sicherte sich ungeschlagen vorzeitig den Titel und den Aufstieg in die Verbandsliga.
„Wir wollen ein positives Punktekonto“, hatte Sportdirektor Volker Krusche vor der Saison 2022 als Ziel ausgegeben. Es wurde mehr, sehr viel mehr. Mit ungeahnter Dominanz beherrschten die Wolves die Verbandsliga, blieben ohne Punktverlust und schrieben mit einem Score von 371:29 Geschichte. Der Durchmarsch als Neuling war der Lohn, der Aufstieg in der Oberliga der nächste Schritt in der Entwicklung des spannenden Projekts „Minden Wolves“.
Und noch etwas drückt den Hype aus, den die Wolves im Mühlenkreis erzeugt haben. Die fünf Heimspiele sahen zusammen fast 10.000 Menschen, fast 3.000 allein das Champions-Game gegen die Brilon Lumberjacks. Das sucht in Nordrhein-Westfalen seinesgleichen.