American Football: Die Minden Wolves dominieren das Topspiel bei ihrer Regionalliga-Premiere gegen die Solingen Paladins mit 49:25
Man traute seinen Augen nicht. Die Minden Wolves haben bei ihrem Debüt in der Regionalliga West den Meisterschaftsaspiranten Solingen Paladins mit einer deftigen 25:49 (11:22, 6:14, 0:7, 6:6)-Packung auf die Heimreise in die Klingenstadt geschickt. In einem intensiv geführten, gutklassigen Duell vor fast 1.200 Zuschauern im Weserstadion führte Quarterback-Zugang Zachary Cavanaugh das Wolfsrudel zu einem in der Höhe kaum für möglich gehaltenen Premierensieg.
Gerade zu Beginn des Spiels war es zunächst ein offener Schlagabtausch, bei dem echte Footballfans voll auf ihre Kosten kamen. Es waren die Offensivreihen beider Mannschaften, die dabei den Ton angaben. Passend dazu, dass nach dem ersten Quarter bereits 33 Punkte auf dem Scoreboard standen. Allerdings bereits zu dem Zeitpunkt so verteilt, wie die Partie in der Folge auch weitergehen sollte. 22 für Minden, 11 für Solingen.
Der erste Touchdown der Hausherren hatte seinen Ursprung in einem von Shane Deshotel gefumbelten Puntreturn, bei dem Aymen Tlili geistesgegenwärtige das „Ei“ sicherte. Er war es auch, der den anschließend bis kurz vor die Goalline getragenen Ball nach kurzem Pass von Cavanaugh in der Endzone fing und für die Führung der Hausherren sorgte. Der aus Berlin gekommene Quarterback verwandelte danach eine Two-Point-Conversion mit 8:6.
Die Freude währte allerdings nicht lange, denn der überragende Devon Brisco nahm den Ball an der eigenen 12 Yardlinie auf und trug ihn in unnachahmlicher Manier über fast 90 Yard in die Mindener Endzone. Und da die anschließende Two-Point-Conversion per Quarterback-Sneak von Tom van Duijn ebenfalls funktionierte, stand es schnell 8:8.
Aber auch die Wolves waren um Antworten nicht verlegen. So schnappte sich Jordon Mc Kenzie den Ball und lief 48 Yards zum zweiten Mindener Touchdown. Eric Renz, der den verhinderten Tobias Pauls als Kicker und Punter vertrat, sorgte mit dem Point after Touchdown (PAT) für das 15:8. Danach setzte die Wolves-Defense erstmals ein Zeichen, so dass die Klingenstädter sich mit einem Fieldgoal zum 11:15 begnügen mussten. Pech für sie, dass Safety Kevontre Whetzel mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ausschied. Ein herber Verlust für die Gäste.
Die gerieten noch vor dem Ende des ersten Viertels deutlicher in Rückstand. Und erstmals war es „Zach“ Cavanaugh selbst, der den Ball nach starkem Antritt per Lauf über die Goalline brachte. Mit dem erfolgreichen PAT führten die Hausherren nach dem ersten Quarter mit 22:11. Es war vor allem der Erfahrung von Cavanaugh zu verdanken, dass es für das Wolfsrudel fast wie am Schnürchen lief. Sein Auge, seine Geschwindigkeit bei seinen Entscheidungen und seine überlegten und genauen Pässe bekamen die Solinger zu keinem Zeitpunkt in den Griff. Selbst als „Zach“ von gleich fünf, sechs Gegenspielern angegriffen wurde, kam noch ein genauer Pass auf Aymen Tlili.
Die Paladins erwiesen sich trotz des Rückstandes dennoch als immer gefährlicher Gegner. Vor allen Dingen im Laufspiel, weniger über die Pässe von Quarterback Tom van Duijn. Aber das Laufspiel – gerade über den überragenden Devin Briscoe, der, wenn er einmal loslegte, zumeist gleich 30, 40 oder mehr Yards erlief –, war am Ende zu wenig, um die in der Offense variableren Mindener entscheidend in Gefahr zu bringen. Zwar gelang Tight End Thilo Lindenberg, der nach Spielschluss äußerst unrühmlich auffiel, der Anschluss zum 17:22, doch diesmal brachte der Tush Push nicht die erhofften zwei Punkte zum 19:22.
Vielmehr waren es die Wolves, die das Heft Mitte des zweiten Quarters immer fester an sich rissen und dem letztjährigen Vizemeister bis Anfang des Schlussviertels nur noch die Rücklichter zeigten. Aus dem 22:17 wurde ein 49:17! Zunächst narrte „Zach“ Cavanaugh die gegnerische Defense, täuschte eine Ballübergabe auf Runningback René Lange an, lief aber letztlich selbst – und das bis in die Endzone. Dann nahm sich besagter René Lange das Ei und ließ sich auf seinem Weg „ins gelobte Land“ nicht aufhalten. Und schließlich setzte Jordon Mc Kenzie noch einen drauf und „vergoldete“ die tolle Vorarbeit von Bernardo Horevitch (65 Yard-Lauf). Dreimal packte Eric Renz zudem noch den PAT drauf, so dass es vor dem letzten Viertel 43:17 für die Minden Wolves hieß.
Die sahen sich aber noch nicht endgültig am Ziel. Erst, als ein Pass auf Aymen Tlili in der Endzone dessen zweiten Touchdown und das 49:17 bedeutete. Den Point after Touchdown setzte Eric Renz diesmal allerdings neben die Stangen, so dass den Gastgebern der 50. Punkt versagt blieb. Der dritte Endzonenbesuch der Solinger und eine gelungene Two-Point-Conversion bescherten den Paladins noch etwas Ergebniskosmetik.
Leider ließ sich Thilo Lindenberg beim Abklatschen zu einer dummen rassistischen Äußerung und einem Anspucken eines Gegners hinreißen, was das ansonsten ansehnliche Spiel zweier guter Mannschaften etwas trübte.
Mindens HC Phil Gamble, der sich nach einjähriger Verletzungspause selbst wieder die Schuhe schnürte, war mit der Vorstellung seines Teams zufrieden. „Wir haben mit dem klaren Sieg sicherlich ein Statement in der Liga gesetzt. Und das, obwohl uns heute einige wichtige Stützen fehlten.“
Sportdirektor Volker Krusche hatte derweil anerkennende Worte für den Gast aus Solingen parat. „Nach den Krefeld Ravens waren die Paladins in den letzten vier Jahren sicherlich unser stärkster Gegner!“
Foto: Hendric-Noah Pieper